Am
19. September 1991 wurde Samuel Yeboah, Flüchtling aus Ghana, bei einem
Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Saarlouis ermordet.
Seit 10 Jahren wird in Saarlouis darüber geschwiegen.
Zum 10. Jahrestag der Ermordung von Samuel Yeboah wurde ein antifaschistisches Bündnis gegründet, das in Erinnerung an Samuel Yeboah eine Kundgebung und Demonstration in Saarlouis organisierte.
Im Anschluß an die Demonstration wurde am Rathaus eine Gedenktafel angebracht:
Noch am gleichen Tag ließ der Saarlouiser Oberbürgermeister Fontaine die Tafel entfernen. Wenige Wochen später wurde gegen den Anmelder der Demonstration ein Ermittlungsverfahren wegen "Sachbeschädigung" und "Gemeinschädlicher Sachbeschädigung" eingeleitet.
Die Aktion löste eine breite Diskussion aus und fand Unterstützung - über 20 Gruppen und Einzelpersonen unterstützten einen offenen Brief an Fontaine mit der Forderung der Wiederanbringung der Tafel. Fontaine sah sich kurzfristig gezwungen, die Wiederanbringung der Tafel an einer anderen Stelle in der Stadt anzukündigen. Stattdessen gibt es aber inzwischen in Zusammenarbeit mit dem "Bündnis gegen Rechts" eine andere Idee: An zentraler Stelle in Saarlouis eine Skulptur aufzustellen, in der an weltweit aktuelle Themen wie Menschenrechte erinnert werden soll. Die Idee an sich ist nicht zu kritisieren. Wir kritisieren, dass sie als Gegenvorschlag zu einer Gedenktafel an Samuel Yeboah eingebracht wurde, um das aktuelle Gedenken an den Mord vom Tisch wischen zu können.
Das passt zum bisherigen offiziellen Umgang mit rassistischen und faschistischen Strukturen in Saarlouis.
Die Verantwortlichen in Saarlouis wollen sich nicht erinnern, weil es nichts ins Bild passt, weil es schädlich ist für das Image. Seit 10 Jahren gilt: Niemand und nichts erinnert an Samuel Yeboah, während zum Beispiel gleichzeitig vieles in Saarlouis an den Rassisten und erklärten Anti-Demokraten Lettow-Vorbeck erinnert. Und das ist eine hochoffizielle Entscheidung, denn schließlich ist Lettow-Vorbeck seit 1956 Ehrenbürger der Stadt.
Wir wollen den Tod eines Flüchtlings nicht dazu benutzen, eine politische Auseinandersetzung zu führen, die viel umfassender ist. Deshalb werden wir uns nicht an der Anbringung der Tafel festbeissen.
Aber mit Saarlouis, mit dem kalten Vergessen, mit der Behauptung des Normalzustandes gegen die Realität von Nazischmierereien und faschistischen Übergriffen sind wir noch nicht fertig.
Am 15. März 2001 führten wir in Saarlouis-Fraulautern eine Veranstaltung, "Neonazis, Rassismus und staatliche Politik" durch.
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