NEIN ZUM KRIEG GEGEN DEN IRAK! |
11,5 Millionen Menschen
weltweit - so die offiziellen Zahlen - haben am 15. Februar an den Demonstrationen
gegen den bevorstehenden Irak-Krieg teilgenommen. An dieser eindeutigen Botschaft kommt keine Regierung vorbei. Die Einigkeit in
der Ablehnung eines imperialistischen Angriffskrieges in der Bevölkerung
war lange nicht mehr so groß. Ja oder nein zu imperialistischem Krieg, das ist die Gretchenfrage an Linke, wie ihr Verhältnis zur Macht der Metropolen, zur Herrschaft im eigenen Land aussieht. Imperialistische Kriege sind immer Teil globaler Machtabsicherung und kapitalistischer Durchdringung allen Lebens - jenseits jeder Propaganda von Demokratie und Menschenrechten. Der Krieg gegen den Irak ist Teil einer mit dem 11. September gestarteten Offensive zur Klärung der weltweiten Machtverhältnisse. Der ehemalige Außenminister
der USA, Henry Kissinger, formulierte das so: "Im Krieg gegen den
Terrorismus geht es nicht nur darum, Terroristen dingfest zu machen. Vor
allem bietet sich die Gelegenheit, die Weltbühne neu zu besetzen." Kapitalistische Globalisierung und imperialistischer Krieg, das sind zwei Seiten einer Medaille. Und im Leugnen bzw. Nichterkennen dieses Zusammenhangs treffen sich die Befürworter/innen eines Krieges gegen den Irak mit den Teilen der Friedensbewegung, die der rot-grünen Politik applaudieren. Letztlich streitet man sich dann nämlich nur noch darüber, mit welchen Mitteln ein Land unter die Fuchtel zu bekommen ist: Blutiger Krieg, oder Imperialismus light. Linke wie Friedensbewegung werden wie Blätter im Wind der Ereignisse treiben, wenn sie die Vorherrschaft des Nordens über den Süden als Hintergrund des Irak-Krieges ausblenden und nicht verstehen, dass der zwischen Frankreich und Deutschland auf der einen Seite und USA und Großbritannien auf der anderen Seite existierende Konflikt keine grundsätzliche Interessensdifferenz ist, sondern das Gerangel um die besseren Startplätze bei der Neuordnung der Machtverhältnisse in der Region. Der türkische
Schriftsteller Orhan Parmuk dazu in einem Interview mit der FAZ, 15.3.03: Deutschland ist mit über 10.000 Soldaten im weltweiten Einsatz Kriegspartei Die Bundeswehr hat derzeit 60.000 Soldaten für Auslandseinsätze verplant. Davon befinden sich etwa 4.680 im Kosovo, 2.500 in Afghanistan, 1.800 am Horn von Afrika, 1.680 in Bosnien-Herzegowina, 590 in Mazedonien 800 in Kuwait. Deutsche Soldaten haben sich gemeinsam mit US-Soldaten in Tora Bora von Höhle zu Höhle gekämpft, um die Feinde buchstäblich auszuräuchern. Keine Öffentlichkeit wird darüber informiert, was das KSK eigentlich in Afghanistan macht, wie viel Blut die Soldaten schon an den Händen haben. Verteidigungsminister Struck (O-Ton, 22.2.03 in der Tagesschau: "Deutschland wird auch am Hindukusch verteidigt."), will den Umbau der Bundeswehr zu einer für weltweite Kriseneinsätze gewappneten Armee forcieren, damit sie künftig "Krisenbewältigung an jeder Stelle der Erde" betreiben kann. Was macht die Einigkeit gegen den Krieg aus? Was bewegt Menschen, die nie zuvor auf einer Demonstration waren, sich plötzlich massenhaft gegen den Irak-Krieg zu verhalten? Überdruss am Thema, das Ausbleiben versprochener Erfolge im Afghanistan-Krieg, eine hitzigere und damit präsentere öffentliche Debatte angesichts innerimperialistischer Widersprüche? Viele Faktoren werden eine Rolle spielen, wirken zusammen. So gibt es keinen nachvollziehbaren Kriegsgrund. Das Schlimmste, was dem Baath-Regime vorgeworfen wird, fand bereits vor Jahren und Jahrzehnten statt, von vorne herein war der Öffentlichkeit klar: Es geht um einen Präventivkrieg. Und, nicht zuletzt, nach den Erfahrungen der letzten Kriege gibt es die Erwartung, dass neue Steuererhöhungen ins Haus stehen um die Kriegskosten zu finanzieren. Der Krieg wird also unmittelbar wirtschaftliche Nachteile bringen. Das motiviert. Die Haltung der Bundesregierung macht das Thema für die Presse interessanter, Fakten, Widersprüche, Peinlichkeiten kommen per Massenmedien in jedem Wohnzimmer an. Für die Kurd/innen ist die Wahl zwischen NATO-Intervention und Baath-Regime die zwischen Pest und Cholera Wessen Interesse
in dieser ganzen Auseinandersetzung fast nicht auftaucht, sind die Kurden
und Kurdinnen. Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre waren es bestenfalls
eine Handvoll deutscher Linker, die gemeinsam mit Kurd/innen durch Mahnwachen
und Redebeiträge auf Antikriegsdemonstrationen der Opfer des irakischen
Giftgasangriffs auf Halabja gedachten, der mit deutscher Technologie und
US-amerikanischem Stillschweigen ermöglicht wurde. Heute werden diese
Opfer mit zur Begründung des Krieges gegen den Irak herangezogen. Nein zum Krieg
gegen den Irak! |