Redebeitrag von der AKTION 3.WELT Saar auf der Demonstration gegen den möglichen Irak-Krieg, Saarbrücken, Montag, 10.Februar 2003, Johanneskirche. |
Liebe Freunde und Freundinnen, wir sind heute
hier zusammen gekommen um gegen den möglichen Irak-Krieg zu protestieren:
1. Deutschland ist dabei mit Waffenlieferungen Man kann ja geradezu
den Eindruck gewinnen, dass ganz Deutschland eine pazifistische Musterrepublik
geworden ist. Es gibt kaum noch jemand, der für diesen Krieg ist.
Und deshalb drängen sich - sofern man sich dem Wagnis des Denkens aussetzt - Zweifel auf hinsichtlich der Ehrbarkeit mancher offizieller Motive gegen den Irak-Krieg. Unser Anliegen als Friedensbewegung muß die Solidarität mit denen sein, für die sich die Kriegsbefürworter genauso wenig interessieren wie die Strategen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit dem Irak. Unsere Solidarität gehört der Mehrheit der Bevölkerung im Irak. Wir wollen als Friedensbewegung nicht die Augen verschließen vor dem Handeln unserer eigenen Regierung. 2. Irakische Flüchtlinge
in Deutschland unerwünscht Warum ist das so? Warum werden Menschen aus dem Irak hier nicht gerne als Flüchtlinge anerkannt, wenn es ihnen gelingt, dem Terrorregime des Saddam Hussein zu entfliehen? Der Blick auf die wirtschafliche Kooperation zwischen dem Irak und der BRD kann Aufschlüsse geben. Noch im Dezember letzten Jahres tummelten sich über 100 deutsche Unternehmen auf der Wirtschaftsmesse in Bagdad 3. Das Schweigen
zur deutschen Verantwortung für Halabja Die Fakten sind
bekannt. Die deutsche Beteiligung ebenfalls. Und deshalb ist es ein Skandal,
dass es bis heute in Berlin de facto eine Allparteienkoalition gibt, die
sich in Sachen Halabja zu einem KARTELL DES SCHWEIGENS zusammengeschlossen
hat. Bis heute weigert sich die BRD Reparationen für den Terror und
Massenmord in Halabja zu bezahlen. Bis heute weigert sich die BRD nachhaltig
die Firmen zu verurteilen, die Waffentechnologie an den Irak geliefert
haben. Dieser Kumpanei erteilen wir als Friedensbewegung unsere unmißverständliche
Absage. Es gibt verdammt viele und gute Gründe gegen den Irak-Krieg zu sein. Lasst uns aber darauf achten, dass wir dieses Verschweigen der deutschen Beteiligung an den Zuständen im Irak nicht aufsitzen. Achten wir darauf, den Kurden und Kurdinnen von Halabja nicht ein zweites Mal ihre Würde zu nehmen. Vor diesem Hintergrund
- die Nichtanerkennung irakischer Flüchtlinge und dem von Deutschland
mitzuverantwortenden Terror von Halabja - sollten wir als Friedensbewegung
deutlich Position beziehen. Deutlich Position beziehen gegen den Irak-Krieg
aber auch gegen die überaus freundliche Kooperation der BRD mit dem
Folterregime des Saddam Hussein. Die Kritik an dem Lumpen Bush darf nicht umschlagen in Kritiklosigkeit gegenüber dem Lumpen Hussein und der eigenen Regierung. Als Friedensbewegung benennen wir auch den Terror von Hussein gegen die eigene Bevölkerung. Und wenn wir uns das als Friedensbewegung zutrauen - nämlich die Verhältnisse im Irak nicht zu verschweigen und auch die Verantwortung der eigenen Regierungen (!) zu benennen - dann laufen wir auch nicht Gefahr, dem gepflegten Jargon des Antiamerikanismus mancher Leute aufzusitzen. Dabei ist der Irak-Krieg lediglich eine weitere Möglichkeit ihren Antiamerikanismus zu verkünden, bei gleichzeitiger Verharmlosung der Politik des eigenen Landes. Uns wird das alte Bild gezeichnet: Die USA sind der Gauner, der den unschuldigen Mitläufer namens Deutschland über den Tisch zieht - dieses Bild ist eine Lüge. Das haben wir als Friedensbewegung nicht nötig. Wir sind gegen den Irak-Krieg. Wir sind dagegen, nicht weil er von den USA geführt wird, sondern weil dieser Krieg nicht für Frieden und Freiheit steht, sondern für die Gier nach Erdöl und um Einflußregionen. Deshalb sind wir gegen diesen Krieg. 4. Ausblick - Was
heißt das für den Nahen Osten ? Eine Vision des Friedens für den Nahen Osten muß über den Status Quo dort hinaus weisen. Manche Aussagen gegen den Irak-Krieg sind gekoppelt mit der Befürchtung, es könnte zu größeren Umwälzungen kommen. Ich frage mich, was ist denn daran schlimm, wenn es in diktatorischen, autoritären Staaten zu Umwälzungen kommt. Wir müssen unser Augenmerk auf soziale Bewegungen richten und nicht nur auf staatliche Stellen. Wir brauchen eine politische Dynamik im Nahen Osten in Richtung DEMOKRATIE und FÖDERALISMUS : Deshalb muß
die kurdische Schutzzone im Nordirak international anerkannt werden. Eine politische Dynamik in Richtung DEMOKRATISIERUNG und FÖDERALISMUS ist der politische Todesstoß für autoritäre, diktatorische Regimes. Und genau dafür
laßt uns hier in Saarbrücken und anderswo gemeinsam demonstrieren.
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