KEINE HINRICHTUNG VON MUMIA ABU-JAMAL!
WIEDERAUFNAHME SEINES VERFAHRENS!

Demonstration am 12. August 1995 -
Verhindern wir die Hinrichtung von Mumia Abu-Jamal!

Am 1. Juni 1995 wurde in Philadelphia im Bundesstaat Pennsytvania/USA der Vollstreckungsbefehl zur Hinrichtung von Mumia Abu-Jamal unterzeichnet. Das legale Lynchen soll am 17. August 1995, um 22.00 Uhr US-Zeit stattfinden. Unterzeichner ist der seit Januar 1995 im Amt befindliche ultrakonservative Gouverneur Thomas Ridge, der bisher 5 Todesurteile unterzeichnete, von denen eines bereits am 2. Mai 1995 vollstreckt wurde.
Mumia Abu-Jamal ist ein weit über die Grenzen seiner Heimatstadt Philadelphia/USA hinaus bekannter afroamerikanischer Journalist. Seine engagierte kritische Berichterstattung gegen Rassismus und Unterdrückung in den USA haben ihn als "Stimme der Unterdrückten- bekanntgemacht. Seit seiner Jugend ist Mumia Abu-Jamal politisch aktiv, und war deshalb ständiger Polizeiüberwachung, Schikanen und Medienhetze ausgesetzt.
Eine willkommene Gelegenheit, Mumia Abu-Jamal mundtod zu machen, ergab sich im Dezember 1981. Bei dem Versuch, seinen Bruder vor einem rassistischen Übergriff weißer Polizisten zu beschützen, wurde Mumia durch einen Bauchschuß lebensgefährlich verletzt und ein Polizist getötet.
Obwohl im Prozeß mehrere Zeugen - auch die der Anklage - berichteten, der tatsächliche Todesschütze sei geflüchtet, und obwohl nie eine Tatwaffe gefunden wurde, hat eine hauptsächlich aus der weißen Oberschicht bestehende Jury Mumia Abu-Jamal als Polizistenmörder schuldig gesprochen. Der urteilsprechende Richter Sabo hat mit 31 Todesurteilen, 29 davon gegen Afroamerikaner, mehr Hinrichtungen verfügt als jeder andere Richter in den USA. Sabo war Sheriff und ist Mitglied der rechten Polizeigewerkschaft Fraternal Order of Police "FOP". Diese führt im Bundesstaat Pennsytvania eine Kampage für die Hinrichtung Mumia Abu-Jamals durch, die durch weitere Polizeigewerkschaften unterstützt wird.
Unter anderem aus diesem Grund stellten die Rechtsanwälte von Mumia einen Befangenheitsantrag gegen Richter Sabo. Diesen lehnte Sabo Mitte Juli 1995 selbst ab. Die Entscheidung über die Anträge auf Wiederaufnahme des Verfahrens, die die Anwälte Anfang Juni 1995 stellten, werden durch Sabo verschleppt, so daß sich die Anwälte auch nicht an ein übergeordnetes Gericht wenden können. Der Hinrichtungstermin rückt immer näher.

Warum eine Kampagne zu Mumia

Die Exekution von Mumia Abu-Jamal stünde in einer Reihe mit der Liquidierung der italienischen Einwanderer und anarchistischen Gewerkschafter Sacco und Vanzetti in den 20er Jahren und der jüdischen Kommunisten Ethel und Julius Rosenberg wegen angeblicher Atomspionage in den 50er Jahren, die jeweils trotz der Proteste einer internationalen Solidaritätsbewegung ermordet wurden. Mumias Hinrichtung wäre die erste eines politischen Gefangenen in den USA seit den 50er Jahren.
Ein Voranschreiten der USA bei der Exekution politischer Gegner hätte Signalwirkung auf Länder, in denen die Todesstrafe existiert, jedoch derzeit nicht ausgeführt wird. Die für den 17. August angesetzte Hinrichtung ist eine politische Entscheidung. Sie drückt die Entschlossenheit der USA aus, ihr Verhältnis zu denen, die gegen Rassismus und Unterdrückung kämpfen, auf physische Vernichtung festzulegen. Mit Mumia soll einer getötet werden. der seit 30 Jahren für solidarisches Handeln und Widerstand von unten steht. Die Vorstellung, daß sich die Schwarzen in den Ghettos organisieren, um ihre Interessen durchzusetzen, macht den Herrschenden Angst. Die geplante Hinrichtung Mumias ist auch eine massive Drohunq qeqen die Unterdrückten.

Es gibt viele Arten, einen Menschen zu töten

Die Todesstrafe ist nur das offenste, auf Vernichtung zielende Element staatlicher Repression - der Punkt, an dem uns das Gewaltmonopol sozusagen nackt entgegentritt.
Auch wenn es laut Bundesgesetz in der BRD die Todesstrafe nicht mehr gibt, gibt es viele Arten, einen Menschen zu töten:
Man kann diesen Menschen einfach in ein Land abschieben, wo er mit Sicherheit von Militär- oder Geheimdienstkräften umgebracht wird. So die hier gängige Asylpolitik. Wir nennen es Hinrichtung auf Umwegen und denken dabei an die Abschiebepraxis der BRD vor allem gegenüber Kurden und Kurdinnen.
Ebenso versucht der Staat, politische Gegnerinnen in sogenannten Hochsicherheitstrakten "lebendig zu begraben" und darauf zu warten, daß der Widerstand durch körperliches und psychisches Zugrunderichten durch Isolationsfolter gebrochen wird. So der hier gängige Strafvollzug. Wir nennen es Folter, und denken dabei an die "Sonderbehandlung" von politischen Gefangenen in der BRD.
Was diesen Arten versuchter und durchgeführter Vernichtung gemeinsam ist, ist die dahinterstehende Macht, vernichten zu wollen.

Was wir bisher erreicht haben

Seit der Unterzeichnung des Hinrichtungsbefehls am 1. Juni 1995 wird die internationale Kampagne für das Leben Mumia Abu-Jamals verstärkt vorangetrieben. Zahlreiche Demonstrationen, Kundgebungen und sonstige Protest- und Widerstandsaktionen wurden in den vergangenen zwei Monaten weltweit durchgeführt.
Zehntausende von Unterschriften gegen Mumias Hinrichtung wurden bisher allein in der BRD gesammelt. Anfang August führen einige politische Gefangene in der BRD einen befristeten Solidaritätshungerstreik durch. Die Kampagne findet inzwischen breite Unterstützung auch bis z.B. in Gewerkschaften und kirchliche Organisationen. SchriftstellerInnen, SchauspielerInnen, JournalistInnen u.a. setzen sich in Form von Resolutionen, Veranstaltungen und Zeitungsanzeigen für Mumias Leben ein. Die Berichterstattung über Mumias Situation geht mittlerweile über die in linken Medien hinaus.
Ein Höhepunkt der Kampagne in der BRD war die bundesweite Demonstration in Berlin am 22. Juli 1995, an der zwischen 4.000 und 5.000 Menschen teilnahmen.

Wir wollen mit Euch zusammen demonstrieren

Der bis jetzt entwickelte Druck gegen Mumias Hinrichtung reicht nicht aus. Die Verantwortlichen in Pennsylvania, allen voran Richter Sabo, sind weiterhin gewillt, Mumia gegen die weltweiten Proteste hinzurichten. Darauf deutet das bisherige Vorgehen, u.a. die vorsätzliche Verschleppung des Wiederaufnahmeverfahrens, hin. Mumias Leben ist akut bedroht.

Wir müssen mit dazu beitragen, daß der politische Druck auf die Verantwortlichen größer wird.
Wir rufen alle AntifaschistInnen, alle AntirassistInnen, alle DemokratInnen und alle, die Menschenrechten Geltung verschaffen wollen, auf, mit uns zusammen gegen das staatliche Vernichtungsverhältnis zu politischen Gegnern und für das Leben von Mumia Abu-Jamal zu demonstrieren. Die Demo findet statt im Rahmen eines bundesweiten Aktionstages.

Demonstration am Samstag,
12. August 1995, 11.00 Uhr
Ab Landwehrplatz, Alte Feuerwache

Jeden Donnerstag von 16.00 bis 19.00 Uhr Infotisch am Rathaus/Bushaltestelle.

Kontakt:
Aktionskomitee Mumia Abu-Jamal c/o basis
Alte Feuerwache, Am Landwehrplatz 2
66111 Saarbrücken

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